Soziales & Lebenszyklus

Lebensweise
Trächtigkeit
Geschlechtsreife
Geschlechtskontrolle
Pubertät
Seniormaus
Was tun, wenn eine Rennmaus gestorben ist?
Rennmausspirale

Lebensweise

Gruppentiere in der Natur – 2er Teams in der Haltung

Die mongolische Rennmaus ist ein Steppenbewohner. Sie stammen aus der Familie der "Wühler". Ganz banal zusammengefasst wäre ihr korrekter Name eigentlich "Steppenwühlmaus". Das hilft uns schon besser ihre Bedürfnisse zu verstehen. In freier Wildbahn leben sie in einer gemischten Familiengruppe in riesigen unterirdischen Systemen, die ausgeklügelte Gänge haben und sogar eine eigene Klimaanlage. Aus den großen Gruppen kristallisieren sich 2er Teams heraus, die zusammen ihre Arbeiten erledigen. Nur das dominante Pärchen pflanzt sich fort.

Weil aber nie so ein großes artgerechtes Gehege bereitstellen können und auch niemals dem Nachwuchs gewachsen wären, ist es in der Tierhaltung am sinnvollsten 2 gleichgeschlechtliche Tiere zu halten. Dabei spielt es keine Rolle wie groß das Gehege ist, da dies leider oft verbreitet wurde. Bei 3 Tieren ist das Ganze eben schon kritischer: Man glaubt es kaum, aber die kleinen Gesellen haben so komplexe Sozialstrukturen, dass nur kleine Störfaktoren die komplette Gruppe kaputt machen können. Rennmäuse machen da leider oft kurzen Prozess. Es endet mit dem Tode, wenn die Maus nicht flüchten kann. Es ist auch egal ob Geschwister oder nicht, Rennmäuse machen da keinen Unterschied. So nett die Tiere ausschauen, so brutal können sie leider auch werden. Deshalb sind 2 Tiere die beste Wahl, da so die geringste Wahrscheinlichkeit eines Streites gegeben ist. Es entspricht auch eher ihrer Natur.

Hitze und Paarung

Ein Weibchen ist etwa alle 3-4 Tage hitzig und ist in dieser Zeit paarungsbereit.
Das Männchen paart sich mehrmals mit dem Weibchen an einem Tag und läuft diesem ständig nach, um es nicht aus den Augen zu verlieren. Das Weibchen reckt ihm oft sogar ihr Hinterteil entgegen.

Trächtigkeit

Ist es tragend, erkennt man es manchmal an einem birnenförmigen Körperbau. Es wird vermehrt gefressen und der Nestbau wird eifrig vorangetrieben. Aber nicht jedem Tier ist es anzusehen, ob es Junge erwartet. Das Weibchen braucht nun viel Nistmaterial und Eiweiß, damit sie ihre Jungen nicht auffrisst. Rennmäuse können bis kurz vor der Entbindung auch ihren Nachwuchs wieder „aufnehmen“. Wenn alles klappt, dauert es etwa 26 Tage bis der Wurf von ca. 3 bis 10 Jungtieren das Licht der Welt erblickt. Nun ist das Weibchen wieder aufnahmebereit und die Paarung findet meist am selben Tag statt. Also einmal ein süßer Wurf – das ist bei Mäusen nicht drin, man muss sich auf bis zu 20 Jungtiere einstellen.

Jungtiere

Sie kommen völlig hilflos und nackt auf die Welt. Alle 2 Stunden Tag und Nacht bekommen sie von der Mama eine Milchmahlzeit. Sie müssen zudem fast rund um die Uhr gewärmt werden. Das Muttertier braucht in dieser Zeit erhöhte Proteinzufuhr und ganz viel Ruhe. Man darf die Mama und die Kleinen in diesen 2 Wochen besser nicht auf die Hand nehmen. Auch sollte man jetzt auf keinen Fall ausmisten. Ist die Mutter zu aufgeregt, kann es sein, dass die Jungtiere nicht mehr gesäugt werden oder sogar auskühlen.

Fehlbildungen

Bei zu großer Inzucht oder falscher Verpaarung mit Farbschlägen (zb zwei Starkschecken) kann es zu geisteigen und körperlichen Behinderungen bei den Jungtieren führen. Es ist abzuklären, ob eine Einschläferung manchmal sinnvoll ist. Wenn das Jungtier beispielsweise nicht genug Nahrung aufnehmen kann – ich kann nur deswegen abraten „Züchter“ zu spielen.

Tipp: Sobald man bemerkt, dass das Weibchen Junge bekommen hat, bitte sofort das Männchen trennen, um weiteren Nachwuchs zu verhindern. Man kann zum Papa, dann einen Sohn vergesellschaften. (Das geht schon im Notfall ab der 5. Woche) Eine Kastration ist nicht notwendig, da das Männchen noch länger allein bleiben müsste und das Weibchen dann oft gar nix mehr mit ihm zu tun haben möchte. Mehr zur Kastration hier: folgt in Kürze

Sind die Kleinen schon etwa 2 1/2 Wochen alt beginnen sie langsam, nachdem sie auch ihre Augen geöffnet haben, ihre Umgebung zu erkunden. Nun fressen sie auch das erste Mal festes Futter. Haferflocken nehmen sie sehr gerne an.

Jetzt beginnt auch eine sehr wichtige Phase für die Kleinen, die sogenannte Sozialisierungsphase. In dieser werden den Jungtieren von der Mutter wichtige soziale Verhaltensweisen gelernt. Auch untereinander erproben die Geschwister einige Dinge, die sie später im Leben brauchen.

Geschlechtsreife

Im Allgemeinen werden Weibchen mit 8 Wochen, Männchen mit 10 Wochen geschlechtsreif. Das ist auch der beste Zeitpunkt die kleinen Mäuse abzugeben, wenn man nicht züchten will, um weiteren Nachwuchs zu verhindern.

Züchter lassen ihre Jungtiere bis zur 12. Woche bei den Eltern, da sie so genug von den erwachsenen Tieren sozialisiert worden sind und das wie schon beschrieben enorm wichtig ist damit die Mäuse richtig miteinander umgehen können. Sonst kommt es oft gern zu Konflikten, wenn die Tiere älter sind. In einer stabilen Familiengruppe kommt es nicht vor, dass junge Weibchen gedeckt werden.

Geschlechtskontrolle

Bei Weibchen ist der Abstand vom Geschlechtsteil zum Anus klein, bei Männchen groß und man kann Hoden erkennen. Am leichtesten ist es die Mäuse in ein durchsichtiges Gefäß zu setzen und von unten drauf schauen oder die Kleinen auf den Rücken zu drehen. Setzt euch dazu auf den Boden oder so, dass sie nicht weit hinunterfallen können. Niemals hinten den Schwanz raufreisen oder sie dort hochheben!

Pubertät

Rennmäuse sind in der Regel mit etwa mit 6 Monaten körperlich ausgewachsen. Geistig beginnt jetzt Flegelphase also eine Art Pubertät, welche bis zum 18. Monat andauern kann. In dieser Zeit treten häufig Rangordnungskämpfe auf und die Tiere können allgemeiner etwas unruhiger wirken. In dieser Phase vermehrt beobachten und das Ausmisten langsam angehen.

Danach sind eigentlich alle Rennmäuse sehr ausgeglichene Tiere, die ihre Partnerschaft zu den anderen Tieren gefestigt haben.

Seniormaus

Mit etwa 4 Jahren fangen an viele Rennmäuse graue Haare zu bekommen und werden oft etwas ruhiger und inaktiver. Manchmal muss man jetzt schauen ob die Augen frei bleiben, ggf reinigen und schauen, dass sie noch zum Wasser kommen. Das Gehege sollte ab jetzt so gestaltet sein, dass nicht mehr gehüpft und nur noch wenig geklettert werden muss.

Was tun, wenn eine Rennmaus gestorben ist?

  • Falls mehrere Mäuse innerhalb eines kurzen Zeitraumes gestorben sind, ist es wichtig abzuklären ob eventuell ein Parasitenbefall oder eine Krankheit aufgetreten ist. Wenn der Verdacht groß ist, dass es so gewesen sein könnte, würde ich auch hier zu einem Check raten bevor wieder weitere Tiere einziehen. (Kotprobe nicht vergessen!)
  • War die Maus bester Gesundheit oder die Ursache bekannt, muss man nicht direkt das Gehege ausmisten, das verursacht dann nur unnötig Stress.
  • Ich rate immer dazu dem Mäuschen eine Trauerzeit zu geben, heißt 2 - 4 Wochen sind normal und auf jeden Fall vertretbar. Zu früh ist oft nicht gut, da die Vergesellschaftung dann gern zu plötzlich kommt und das neue Mäuschen nicht aufgenommen werden mag. Zudem hat man auch noch Zeit die Maus zu beobachten und zu schauen, ob sie wirklich gesund ist.
    Viel länger sollte man dann aber nicht warten, auch wenn nach einem Monat die Maus glücklich wirkt, kann es sehr schnell zu Apathie und Vereinsamung kommen - oft auch innerhalb weniger Tage, deswegen Rennmäuse nie allein halten!
  • Die Ausnahme besteht darin, wenn eine Maus schon gesundheitlich nicht fit ist und über 4 Jahre auf dem Buckel hat, dann sollte man eine Vergesellschaftung besser meiden.

    Generelle Regeln (natürlich ist jede Maus anders...)

    • Zwischen 0 - 1,5 Jahren vergesellschaftet man bestenfalls ein Jungtier mit der verbliebenen Maus (der Altersunterschied ist nicht so groß und die Maus befindet sich in der Flegelphase). Diese ist oft sehr einfach und auch für Anfänger machbar.
    • Zwischen 2 und 3,5 Jahren würde ich eine gleich oder ähnlich alte Rennmaus vergesellschaften.
    • Ist die Maus fit, dann kann man zu einer 3,5 und älteren Maus 1 oder 2 Jungtiere vergesellschaften. Hier ist aber auch zu bedenken, ob man mit der Rennmaushaltung fortführen möchte. Es ginge auch eine Gleichaltrige.
    • Falls man die Haltung aufgeben möchte, gibt es zusätzlich die Möglichkeit ein "Leihmausi" bei mir zu adoptieren, ich würde es dann wieder aufnehmen, wenn dies gewünscht sein sollte. Oder das übrige Mäuschen in ein neues Zuhause mit Partner geben.

    „Die Rennmausspirale“ oder „Rennmausfalle“

    Hierbei handelt es sich nicht um ein Kunstwerk, sondern beschreibt den Konflikt, den viele Rennmaushalter früher oder später begegnen werden.
    Nur im Glücksfall kommt man aus der Rennmaushaltung wieder raus, ohne Mäuse aufnehmen oder abgeben zu müssen. Das passiert zum Beispiel, wenn ein Mäuschen früher verstirbt als das andere. Ist das übrige Mäuschen noch nicht alt, muss für dieses ein neuer Partner gesucht werden, da es soziale Tiere sind, die nicht vereinsamen dürfen.
    Somit muss sich irgendwann beinahe jeder Halter mit der Frage konfrontieren:
    Vergesellschaften oder ein Mäuschen abgeben?
    Oft ist es schwer ein gleichaltriges Mäuschen zu finden und der obige Fall wiederholt sich Monate oder Jahre später wieder.




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